Messe-Konkurrenz in Benelux - Europarket muss kämpfen

Auf dem Weg zur Regionalmesse?


Die Europarket 2010 in Kortrijk stand unter keinem guten Stern. Deutlich weniger Aussteller waren der Nachhall der Wirtschaftskrise. Erkennbaren Besucher-Zuspruch gab es nur an einem Tag. Das Produktangebot aber war umfangreich genug und traf den europäischen Trend.

Seit sich die Veranstalter der Europarket entschlossen haben, nicht mehr alle zwei Jahre zwischen Kortrijk in Belgien und Maastricht in den Niederlanden zu wechseln, ist die Europarket offensichtlich zu einer belgischen Regionalmesse geworden. Zehn Unternehmen aus Frankreich, eines davon mit österreichischen Wurzeln (Serenzo), dazu ein paar Osteuropäer, zwei Italiener, ein Portugiese, ein Türke, ein Däne, ein Chinese - da hält sich das internationale Flair in Grenzen. Und mit nur 19 Unternehmen aus Holland nahm nicht einmal die Hälfte jener Firmen teil, die noch 2008 aus dem Nachbarland gekommen waren. Hauptgrund dürfte die Messe Parket Vagdagen im niederländischen Gorinchem gewesen sein, die knapp vier Wochen zuvor stattgefunden hatte. Diese Konkurrenzveranstaltung war vor zwei Jahre aus der Nähe von Den Haag verlagert worden und hat sich offenbar stark entwickelt: Kleine Stände, zentrale Verpflegung aller Aussteller. Angesprochen werden Parkett- und Bodenleger sowie Architekten und Raumausstatter. Rund 6.800 Besucher waren nach Angaben der Messeleitung dorthin gekommen.

Die holländischen Fachbesucher fehlten ebenfalls in Kortrijk. Gähnende Leere am ersten Messetag, erfreulicher Zustrom zwischen 11.00 und 16.00 Uhr am zweiten und am dritten waren die Aussteller wieder weitgehend unter sich.

Immerhin hatten sich 27 Mitglieder der Parkettlegerinnung Köln-Bonn-Aachen aufgemacht, den belgischen Nachbarn einen Besuch abzustatten. Obermeister Willi Nürnberger interessierte sich besonders für praktische Präsentationssysteme, "weil es heute viel häufiger Sortimentswechsel gibt". Auch Luc de Clerck (Berry), Endre Varga (FEP-Generalsekretär), Antonius Tuschen (jetzt Green Timber), Wolfgang Müller (Pan Silva) und andere bekannte Namen der Branche konnte man in den Gängen antreffen. Aber insgesamt war das Besucherinteresse enttäuschend.

Angebot ist breit genug

Das alles entspricht nicht dem Anspruch der Europarket und das rechtfertigt auch kaum den Aufwand. Wen wundert es, dass zahlreiche Aussteller in zwei Jahren nicht wiederkommen wollen. Bis dahin allerdings könnten sich die Gemüter beruhigt haben. Schließlich war auch die große französische Baumesse Batimat in diesem Krisenjahr eine "Nullnummer", wie Philippe Louzon, Exportdirektor des französischen Oberflächenbeschichters Blanchon, anmerkt.

Am Angebot mangelte es jedenfalls nicht. Die gezeigten Produkte kamen zum Teil von weit her. Aus Asien beispielsweise, denn aufgrund der großen Importhäfen in Benelux gibt es hier viele Händler, von denen eine ganze Reihe auf der Europarket ausstellten. Aber auch europäische Böden, etwa von Ali Parquets (San Marino), kommen über Händler wie Brems Floors nach Belgien. Es gab also durchaus interessante Produkte zu sehen, sogar Neuheiten.

Deutsches Parkett war, außer bei Osmo und Hamberger Flooring, nicht vertreten. Das Angebot deutscher Aussteller beschränkte sich auf Verlegewerkstoffe, Werkzeuge und Maschinen.

Flexibilität ist gefragt

Sehr zufrieden mit der Messe zeigte sich Max Wirth, Juniorchef der Firma Axel Wirth Maschinen. Seine semiindustriellen, kurz bauenden Beschichtungslinien treffen den Nerv der Zeit. Die Nachfrage wächst, denn individuelle Produktionsmengen sind das Gebot der Stunde. Kleine Chargen, schnelle Reaktion auf Kundenwünsche, günstiger Einkauf unbehandelter Parkette in Fernost - all das bringt große Händler und auch die Industrie zu den robusten Wirth-Geräten. Lohnbeschichtungen kosten in Westeuropa zwischen 1,80 und 8,50 Euro pro qm. Je höher dieser Preis, desto eher lohnt es sich, eine eigene Wirth-Anlage zu installieren.

Den Wandel zum flexiblen Angebot verfolgt auch Tim Schütter von den Stauf Klebstoffwerken: "Die Handelssituation hat sich seit der Krise stark verändert. Heute bestellt niemand mehr einen ganzen Lkw Klebstoffe. Keiner will große Lagerbestände und Überkapazitäten haben." Deshalb muss der Stauf-Außendienst genaue Jahresplanungen erarbeiten, damit die Herstellung gezielt nach Menge vorgehen kann.

Eine genaue Planung und Analyse wollen auch die Verantwortlichen der Europarket in Kortrijk jetzt machen. Dann erst wird sich entscheiden, ob es 2012 eine Neuauflage dieser Messe geben kann.
aus Parkett Magazin 04/10 (Wirtschaft)